Unsere Lust an der Täuschung
Was ein Mensch wahrhaben will, hält er auch für wahr
(Demosthenes, Athen 384 v. Chr.; † 322 v. Chr.)
Wenn der Teufel in der Gestalt eines Pudels Dr. Faust in Goethes Meisterwerk überrascht, dann wissen wir, dass die Täuschung, die Verfälschung und das ‚Hinter-das-Licht‘-Führen in der Kunst und in der Literatur schon immer eine Rolle gespielt haben.
Täuschung in der Malerei
Vor der Fotografie hatte die Malerei lange Zeit die Aufgabe, Historisches für die Nachwelt festzuhalten. Wenn diese Werke den Anschein haben, Tatsachen wiederzugeben, dann ist es eben nur ein Anschein. Die Fürsten und Herrscher, die Kirchenväter und die Soldaten waren darauf bedacht, dass sie im ‚richtigen‘ Licht erschienen, und nicht unbedingt so, wie sie oder die Umstände wirklich waren. Auch das ist Täuschung. Später haben die Impressionisten es gewagt, sich von einer wirklichkeitsnahen Ansicht zu entfernen. Sie brachten eine Impression, einen Eindruck auf die Leinwand, die ihre innere Welt gespiegelt hat, aber keineswegs genau dem entsprach, was vor ihren Augen war. Das kann man vielleicht nicht Täuschung nennen, aber doch eine gewisse Verfälschung.
Das Spiel mit den Sinnen
Künstler haben meistens eine Agenda oder einen inneren Drang, die sie leiten. Sie wissen, was sie tun, ob für sich oder für die Betrachter. Sie malen sich etwas von der Seele. Sie wollen auf etwas aufmerksam machen oder sie wollen uns aufrütteln. Manchmal mit einem Augenzwinkern, manchmal als Akt der Verzweiflung an der Wirklichkeit. Auch das ist eine Art von Manipulation. Sie spielen mit unseren Sinnen, gar mit unserem Unterbewusstsein, das im Stande ist in das Bild noch mehr hineinzuinterpretieren als was die Künstler eigentlich darstellen wollten.
Wir verfälschen, was wir sehen
Warum lassen wir uns verführen und täuschen? Ich glaube, dass es unsere Neugierde weckt, uns ein Prickeln verursacht, unserem Naturell entspricht. Unsere Art zu funktionieren, unsere Wahrnehmungen sind oft auch nur Täuschung. Wir machen uns etwas vor. Wir verfälschen, was wir sehen und was wir fühlen. Wir biegen Tatsachen so zurecht wie wir sie brauchen und behaupten, wir besäßen die Wahrheit. Wenn wir Bilder, Zeichnungen und alles, was die moderne Technik uns bietet vor Augen haben, dann sind wir erstaunt, belustigt oder sogar beängstigt. Aber wir fühlen uns lebendig, wir fühlen uns bestätigt, dass auch andere täuschen und manipulieren.
Fälschung oder Täuschung?
Das Kunstwerk aber sind wir, die wir in Parallelleben funktionieren, die unecht und echt auseinanderhalten können, weil wir erkennen, dass wir viele Facetten in uns tragen und nebeneinander leben lassen. Wir sind keine Fälschung, aber wir sind manchmal Täuschung. Aus dem Bestreben einer heiklen Situation zu entkommen, oder nur weil wir den Schelm in uns sich einmal ausleben lassen möchten. Das ist die Lust der Täuschung.
Wenn Sie mehr über das Thema erfahren wollen:
Aus der Reihe „KUNST TRIFFT PHILOSOPHIE“ lädt Street Philosophy im Rahmen der Ausstellung “LUST DER TÄUSCHUNG” in die Kunsthalle München ein.
Am 10. Oktober 2018 von 17.30 h bis 22 h
● Führung mit der Kunsthistorikerin Laura Sánchez Serrano
● Philosophischer Hintergrund durch die Philosophin Dr. Celina von Bezold
● Ab 20.00 Uhr Verköstigung mit der Gelegenheit für einen weiteren Austausch mit den Expertinnen und den anderen Teilnehmern
Ticketpreis € 135,00 pro Person (Eintritt, Führung, philosophischer Diskurs, Verköstigung inklusive Getränke) über Street Philosophy oder eventbrite
Fälschung, Kunst, optische Täiuschung, Street Philosophy, Täuschung
CultureAndCream-Autorin aus München
Kultur ist Reisen und Literatur und Kunst, aber auch Philosophie. Andere Länder, schöne Bücher, aufregende Kunst öffnen Horizonte. Philosophie braucht man jedoch mehr als je zuvor im Alltag, damit wir mit offenen Augen und offenen Herzen anderen Kulturen begegnen können, und es uns bewusst wird, dass wir alle Menschen sind. Wir mögen aus verschiedenen Kulturen stammen, aber wir wollen alle wissen, was der Sinn unseres Lebens ist. Die Vision unseres Unternehmen „Street Philosophy“ ist es einen positiven Gedankenwandel in der Gesellschaft herbeizuführen.