Mein Frühstück bei Tiffany
In der Schatzkammer von New York
Tiffany. Die türkisblaue Farbe ist eine Ikone, ein Verlobungsring von Tiffany ein Statement. Mit einem Signature-Parfum setzt das Juwelen-Haus seine 180jährige Geschichte fort. Die Inspiration dazu gab der einzigartige gelbe Diamant, der seit 1877 im Besitz des Unternehmens ist. Ich folgte einer Einladung von Tiffany, um im fünfstöckigen New Yorker Stammhaus an der Ecke 57th Street und Fifth Avenue der Geschichte auf den Grund zu gehen.
Zur Begrüßung gab es im erdgeschössigen Verkaufsraum zwischen den Vitrinen mit Schmuck der verschiedensten Preisklassen Kaffee in einem türkisblauen Tiffany Becher zu köstlichen Macarons von der gleichen Farbe. Dieser begegnet man übrigens im ganzen Haus immer wieder – an den Moodboards der Designer, als Vasen in Büroregalen und natürlich im neuen „The Blue Box Café“ im vierten Stock des Flagshipstores, das sich in den neuen Home und Accessoire-Floor einfügt.
Tiffany-Frühstück á la Holly Golightly
Dort kann man gemütlich frühstücken oder lunchen. Die Speisekarte ist reichhaltig, reicht vom kultigen Croissant á la Holly Golightly bis zum köstlichen Lachsbagel. Das Ambiente erstrahlt als echtes Juwel aus hellem Marmor mit Wänden natürlich im Signature-Türkisblau. Neben Leckereien trifft man auch auf alltägliche Gegenstände wie die türkisblauen Papier-Kaffeebecher des künstlerischen Leiters Reed Karkoff und sogar auf Tischtennisschläger.
„Sein Wert ist priceless – unbezahlbar“, sagt Kirtley. „Ganz einfach, weil er niemals verkauft werden wird.“ Für ihn ist es der „Peoples Diamond“, an dem sich nicht nur ein einzelner, sonder alle Leute erfreuen sollen, wenn sie zu Tiffany nach New York kommen.
Aber zurück zu den Juwelen. Richtig teuer wird es in den oberen Stockwerken. Die ikonischen Verlobungsringe und Brautschmuck gibt es auf der dritten Etage. Wer es noch intimer mag, der wird in einen eigenen Engagement Room geführt. Preisschilder sucht man vergebens an den Schmuckstücken. Die erfährt man erst später – besser so. In einem eigenen Raum wird momentan auch der größte und berühmteste Diamant des Hauses aufbewahrt, der Tiffany Yellow. Normalerweise steht seine Vitrine im Erdgeschoss, damit alle Besucher seine Schönheit bewundern können.
Nur zwei Frauen durften den ungewöhnlich großen, ungewöhnlich gelben Diamanten jemals auf ihrer Haut spüren. Die erste war die New Yorker Society-Lady Mary Whitehouse. Sie trug ihn 1957 an einem Collier aus weißen Diamanten auf dem renommierten Newport Ball, der jährlich in Rhode Island stattfindet. Vier Jahre später schmückte er Audrey Hepburns Dekolleté zu Promotionszwecken für ihren Film „Breakfast at Tiffany’s“ (im Film trug sie ihn nie!). Seitdem ruht der außergewöhnliche Edelstein in einer Vitrine im Tiffany Flagshipstore in New York.
Nur selten verlässt er sein Domizil, um sich etwa auf der Jubiläumsfeier der Kimberley-Diamantenmine in Südafrika zu präsentieren, wo er 1877 gefunden wurde. Seine Faszination ist ungebrochen. Er wird immer wieder neu gefasst, je nach Anlass mal als Collier, mal als Brosche. „Ich habe schon Millionen Mal mit ihm gearbeitet, ihn angesehen, aber jedes Mal ist er neu für mich“, sagt Melvyn Kirtley, seit 30 Jahren Chef Gemmologe im Haus. „Der gelbe Stein ist ein Teil der DNA von Tiffany und symbolisiert, wofür wir stehen.“
Alles begann, als Charles Lewis Tiffany 1837 ein Geschäft in New York am Broadway Nummer 259 für kleine, aber feine Güter eröffnete. Galanteriewaren nannte man damals die hübschen Dinge, die das Leben schöner machten wie Parfümfläschchen und Bijouterie. 1848 begann er den Handel mit Diamanten sowie Schweizer Uhren und Goldschmuck aus eigener Fertigung. Seine Leidenschaft für Diamanten veranlasste Charles 1877 für 18.000 US-Dollar einen seltenen gelben Edelstein aus Südafrika zu erstehen. Bemerkenswert war nicht nur die Größe des Rohdiamanten mit 287,42 Karat, sondern auch seine sattgelbe Farbe. Ein ganzes Jahr lang dauerte der Schliff bei dem Pariser Mineralogen George Frederick Kunz. Um möglichst wenig von der Größe des Steins einzubüssen, entschied dieser sich für einen Kissenschliff mit besonderer Facettierung. Er setzte 90 statt der sonst üblichen 58 Facetten, so dass es der Diamant schließlich auf 128,51 Karat brachte. „Sein Wert ist priceless – unbezahlbar“, sagt Kirtley. „Ganz einfach, weil er niemals verkauft werden wird.“ Für ihn ist es der „Peoples Diamond“, an dem sich nicht nur ein einzelner, sonder alle Leute erfreuen sollen, wenn sie zu Tiffany nach New York kommen.
Der berühmte Schliff des gelben Diamanten gab schließlich auch die Inspiration für die aufwendige Facettierung am Boden des Glasflakons für den „Tiffany“-Signatureduft. Die geometrischen Linien an seinen Schultern spiegeln den Lucida-Diamant Verlobungsring wider. Das Tiffany-Zeichen befindet sich dezent verborgen unter der edlen, silbernen Verschlusskappe des Flakons. Auch der Duft selbst besitzt eine enge Verbindung zur Historie der Schmuckstücke, bei denen die Natur immer schon eine große Rolle gespielt hat. Denkt man an Broschen und Ketten in Form von Vögeln und Blüten. Speziell die Irisblüte findet sich häufig in archivarischen Illustrationen aus dem 19. Jahrhundert. Im Duft bildet sie die Topnote.
Ein Jahr lang hat die Parfümerin Daniela Andrier vom Schweizer Dufthaus Givaudan an der Formel gearbeitet. „Iris war der Inhaltsstoff, den ich als Link zu Tiffany gewählt habe“, erzählt sie. „Diese Pflanze ist tatsächlich eine Art Obsession in meiner Arbeit. Ich habe auf die verschiedensten Arten bereits mit dem Duftstoff gearbeitet.“ Der Duft sitzt in der Knolle, die drei bis fünf Jahre trocknen muss. „Man braucht Tonnen, um kleinste Mengen herzustellen, aber das ist es wert“, erklärt sie. Inspirieren ließ sie sich auch von den verschiedensten Facetten, die das Geheimnis hinter Tiffany ausmachen. Andrier: „Bei dem Namen Tiffany denke ich unwillkürlich an New York, Audrey Hepburn, Anmut, Weiblichkeit, Romantik, Versprechen, Glücksmomente – und das alles habe ich versucht, in dem Duft einzufangen.“
Dass gerade Daniela Andrier für diese Aufgabe ausgesucht wurde, ist kein Wunder. Die Parfümerin mit deutschen Wurzeln, sie wurde in Heidelberg geboren, hat mehr als 40 bekannte Düfte komponiert. Sie studierte Philosopie an der Sorbonne in Paris, bevor sie sich dazu entschied, eine Laufbahn in der Parfumindustrie einzuschlagen. Sie begann 1988 als Trainee bei Chanel, absolvierte ihre Ausbildung am „Grasse Institute of Perfumery“. Inzwischen hat sie 3000 Rohstoffe im Kopf wie „alte Freunde“, aus denen sie ihre Kreationen mischt. Übrigens nicht im Labor, sondern als Formel am Computer. So sind 17 Düfte für Prada entstanden und viele Klassiker für Armani, Calvin Klein, Gucci und Kenzo, Miu Miu. Die Frau hat ihre eigene Note. Viele neue Parfums sind sich so ähnlich, dass sie sie als „charakterlose Süppchen“ bezeichnet.
Selbstverständlich ist auch die türkisblaue ikonische Farbe im Tiffany Eau de Parfum vertreten. Die feine Flüssigkeit zeigt eine hauchzarte Blautönung. Verpackt ist der juwelengleiche Flakon in der unverkennbaren Blue Box. Über diese schrieb 1906 die New York Sun, „dass es bei Charles Lewis Tiffany etwas im Laden gibt, dass man nicht um alles Geld der Welt kaufen kann“. Er verschenkt es allenfalls, hieß es da – die kleine blaue Verpackung für seine Schmuckstücke.
In der Tat hatte der Tiffany-Gründer diese Farbe bereits in seinen Anfangsjahren gewählt für den Katalog, den er jährlich herausgab. The Blue Book wurde zum ersten Mal 1845 veröffentlicht. Das türkisfarbene Blau war damals groß in Mode, nicht zuletzt wegen der Popularität des Turquoise-Schmucks im 19. Jahrhundert. Seit der Gründung des Pantone Color Instituts 1962 in Carlstadt/New Jersey trägt das Tiffany-Blau die Nummer 1837 und ist markenrechtlich geschützt. Wie die Farbe genau gemischt wird, ist ein so gut gehütetes Geheimnis wie die Rezeptformel von Coca Cola.
CultureAndCream-Autorin aus München
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.
Brigitte Ihm
Liebe Margit,
sehr schön – Dein Blog – ich bekomme gleich Fernweh – auf nach NY !
Ich hoffe, die Anmeldung hat geklappt – es war etwas verworren.
Liebe Grüße und viel Erfolg – ich gebe den Link weiter !
Brigitte Ihm
Margit Rüdiger
Liebe Brigitte, das verstehe ich gut. Habe gerade auch schon wieder nach den Flugpreisen geschaut. Danke fürs Abonnieren. Liebe Grüße, Margit