Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht
Familie bekommt man einfach zugeteilt. Man muss ja nicht alle mögen und nicht mit allen gleich guten Kontakt pflegen. Diese Freiheit muss sich jeder nehmen dĂŒrfen. Allerdings sollte man dann auch konsequent handeln. Deshalb frage ich mich, warum entferntere Familienmitglieder sich meiner ganz plötzlich erinnern, wenn sie mich gerade fĂŒr irgendetwas brauchen können, obwohl ihnen vorher meine Existenz kaum bewusst war. Und das ist mir leider schon öfter passiert. Gerade kĂŒrzlich wieder, was mich sehr zum Nachdenken veranlasst hat. Nein, falsch, es hat mich richtiggehend geĂ€rgert.
Die Geschichte geht so: Ein mĂ€nnlicher Anverwandter, den ich nur seltenst in meinem und seinem Leben ĂŒberhaupt je zu Gesicht bekommen, geschweige denn jemals mit ihm telefoniert habe, schickt mir eine WhatsApp. Aus heiterem Himmel. Keine Ahnung, wie er ĂŒberhaupt an meine Handynummer gekommen ist. Ich habe die seine nĂ€mlich nicht. Aber egal. Jedenfalls schrieb er mir, dass er und seine Frau von Hamburg auf dem Weg nach SĂŒdtirol seien und ihre Ăbernachtungsmöglichkeit in MĂŒnchen ausgefallen sei. Ob sie denn am nĂ€chsten Abend bei uns ĂŒbernachten könnten.
Zur ErklĂ€rung sei gesagt, es handelt sich hier nicht um einen mittellosen Studenten, sondern um einen sicher nicht schlecht verdienenden Rechtsanwalt. Hinzukommt, dass wir bei der Hochzeit der beiden vor wenigen Jahren als einzige aus unserer Familie nicht eingeladen waren. Aber als kostenloser Logierplatz – mit Verpflegung versteht sich – auf dem Weg in den Urlaub wĂ€ren wir dann schon in Betracht gekommen. Eigentlich unverschĂ€mt. Oder habe ich das Ganze etwa missverstanden und die beiden suchten eine Kontaktaufnahme mit uns? Sicher nicht. Das wurde mir klar, als auf meine âbedauerndeâ Absage, wir seien selbst auf dem Weg nach Italien, was auch stimmte, keine Antwort mehr kam.
Ich lade mir gerne Freunde ein
Doch auch wenn ich nicht selbst in Reisevorbereitungen gestanden hĂ€tte, hĂ€tte ich die beiden nicht aufgenommen. SchlieĂlich bin ich kein Hotel. Um keinen falschen Eindruck zu erwecken. Ich liebe es, GĂ€ste um mich zu haben und es ihnen bei mir gemĂŒtlich zu machen. Geiz liegt mir fern. Doch wenn ich mir Leute nach Hause einlade, dann solche, auf die ich mich freue und mit denen ich mich gerne austausche. Dann sind ein lustiger, langer Abend und auch ein gemeinsames FrĂŒhstĂŒck am nĂ€chsten Morgen eine Bereicherung. Aber Besucher, die mich nur ausnutzen wollen. Nein, danke.
Dabei ist das beschriebene Beispiel nur eines von vielen, das ich aus eigener Erfahrung kenne. Da gibt es erwachsene Söhne, die sich mit einem sechsstelligen Jahres-Einkommen brĂŒsten, aber immer noch den pensionierten Vater oder andere Ă€ltere Familienmitglieder zahlen lassen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.… weiterlesen
CultureAndCream-Autorin aus MĂŒnchen
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere StĂ€dte, fremde LĂ€nder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur âcultureâ und âcreamâ, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzĂ€hlen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.