Geheimnisse aus dem Beauty-Labor
Früher unterschied man Cremes nach zwei Prinzipien: der Öl-in-Wasser-Emulsionen (O/W) oder der reichhaltigeren Wasser-in-Öl-Textur (W/O-Emulsion). Das war aber schon alles. Seit den Zeiten, als die runde blaue Dose den Markt beherrschte, hat sich viel getan. Eine Revolution im Cremetopf sozusagen. Inzwischen gibt es (fast) kein Schönheitsproblem für das sich nicht die passende Produkt-Lösung findet. Falten werden geglättet, die Haut bleibt länger jung, und Glow lässt den Teint strahlen. Und doch gibt es einige Marken, die vieles anders und besser machen als andere Beauty-Labels. Sie ziehen spezielle Wissenschaftler aus anderen Bereichen zu Rate oder stützen sich auf medizinische Forschungsarbeiten.
London ist calling: 111Skin
Der plastische Chirurg Dr. Yannis Alexandrides erfand in seiner Londoner Hautpflege-Klinik in der legendären 111 Harley Street seine patentierte NAC Y2 Formel. Es handelt sich um eine besondere Wirkstoffkombination aus Antioxidantien und Peptiden, die der Arzt in Zusammenarbeit mit zwei Weltraumwissenschaftlern entwickelte. Warum gerade Raumfahrt? Unter den extremen Bedingungen im All braucht die Haut speziellen Schutz und Hilfe bei der Regeneration. Ähnliches wollte Alexandrides für seine Patienten nach einer Operation erreichen. „Dramatic Healing Serum“ war das erste Produkt, das er den Genesenden zur Verfügung stellen konnte. Die hocheffektive Formel wurde bald ein Geheimtipp in der Londoner Gesellschaft. Inzwischen ist „111SKIN“ auf sechs Serien mit über 60 Produkten gewachsen. „Auf der Grundlage meiner mehr als 20-jährigen Erfahrung und medizinischen Beobachtungen bieten wir unseren Kunden eine klinisch inspirierte Hautpflege, die auf wirkliche Bedürfnisse eingeht“, so Dr. Yannis Alexandrides. Besonders beliebt sind seine Wirkstoff-Masken aus Bio-Cellulose oder einer Hydrogel-Formulierung, die modernster Technologie entspringen und auf unterschiedlichste Hautbedürfnisse zugeschnitten sind.
Revolutionäre Gewebe-Forschung: Augustinus Bader
Er ist Forscher mit Leib und Seele. Professor Augustinus Bader von der Universität Leipzig zählt zu den weltweit führenden Wissenschaftlern in den Bereichen Stammzellen und Biomedizin. Sein Spezialgebiet: Tissue Engineering (Gewebezüchtung im Verbund mit Zellen). Seine Mission: diese Heilmethode auch denjenigen zugänglich zu machen, die sie am dringendsten benötigen. Baders bahnbrechende Entwicklung aktiviert, nutzt und instrumentiert körpereigene Reparatur- und Regenerationssysteme. Auf dieser innovativen Technologie basiert auch seine Hautpflege. Er begann mit nur einem Produkt – inzwischen gibt es eine ganze Linie -, das er schlicht „The Cream“ nannte und damit die Beauty-Welt auf den Kopf stellte. Der blaue Spender mit der kupferfarbenen Kappe begeisterte sogar Mode-Ikone Victoria Beckham, für die er inzwischen eine eigene kleine Serie entwickelt hat. Wie wirken die Produkte von Augustinus Bader? Wer Stammzellen darin erwartet, liegt falsch. Menschliche Stammzellen in einer Creme wären hierzulande ohnehin verboten und andere Stammzellen, beispielsweise aus Pflanzen, bringen unserer Haut nicht wirklich etwas. Baders TCF8-Cocktail regt die Zellen zur Selbsthilfe an. Über 40 verschiedene Substanzen wie Aminosäuren und Vitamine versorgen das Mikro-Millieu der Hautstammzellen mit genau den Bausteinen, die benötigt werden, um jene Botenstoffe herzustellen, die den Regenerations- und Verjüngungsprozess der Zellen ankurbeln. Klinisch erwiesen lassen sich auf diese Weise feine Linien, Falten und Hyperpigmentierungen in nur vier Wochen reduzieren. “Bader ist ein Grundlagenforscher und ein echter Menschenfreund. Er möchte der Menschheit helfen”, sagt sein Kollege Prof. Dr. Hans-Günther Machens, Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie am Klinikum rechts der Isar in München über Augustinus Bader.
Grüne Biotechnologie aus Island: BIOeffect
Mehr als 10 Jahre ist es her, als drei Wissenschaftler in Island ein pflanzenbasiertes Replikat des menschlichen EGF (Epidermal Growth Factor = Epidermaler Wachstumsfaktor) herstellten. Das in der Haut natürlich vorkommende Signalmolekül gibt den Befehl zur Regeneration der Hautzellen wie Reparatur, Verjüngung oder Vermehrung. Die wirkliche Herausforderung bestand jedoch darin, zu verstehen, was die Zellen wirklich brauchen, damit sie gesund und leistungsfähiger sind und optimal funktionieren. All diese vitalen Komponenten sind in BIOeffect enthalten, und das sind nicht mal viele. Nur sieben Inhaltsstoffe, u.a. Glycerin, isländisches Quellwasser, Hyaluronsäure und Gerstenextrakt,
sind nötig, um das Hautbild in kürzester Zeit zu reparieren. Das Herzstück, der gerstenbasierte EGF, wächst in bakterienfreier Vulkanasche in einem ökologisch konstruierten Gewächshaus auf einem Lavafeld bei Reykjanes in Island. Das Gewächshaus verwendet ausschließlich geothermale Energie und nutzt zur Bewässerung reines, nährstoffreiches Quellwasser. Pflegeprodukte mit EGF geben der Haut das zurück, was sie im Alter verliert und sorgen dafür, dass der Alterungsprozess verlangsamt wird. Es wird vermehrt Kollagen und Elastin produziert, wodurch die Zelle wertvolle Feuchtigkeit besser und länger speichern kann. Die Hautdichte und -festigkeit nimmt automatisch zu. Aber nicht nur die Herstellung hochwirksamer Produkte liegt BIOeffect am Herzen. Das Unternehmen hat es sich auch zum Ziel gesetzt, ein verantwortungsbewusstes und nachhaltiges Geschäftsmodell aufzubauen, das auf kompromissloser Ethik, Integrität, Fairness, Vielfalt und Vertrauen basiert. In Partnerschaft mit Lieferanten, Händlern, Einzelhändlern und Verbrauchern wollen sie den Respekt vor Mensch und Umwelt fördern. Doch die Gersten-Story ist noch lange nicht am Ende. Dr. Björn Örvar, Mitbegründer und wissenschaftlicher Leiter, erklärt das neueste Projekt: „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Wegen, um unser Verständnis und die Nutzung dieser vielfältigen Pflanze zu verbessern. Durch die Kreuzung unserer speziell für die EGF-Produktion entwickelten Gerste mit einer seltenen schwarzen Hochgebirgssorte, haben wir eine ganz eigene, jetzt patentierte schwarze Gerste kreiert.“ Es bleibt spannend…
Schweizer Zellularkosmetik: Cellcosmet
Roland C. Pfister war viele Jahre Leiter der Revitalisierungsklinik seines Vaters am Genfer See. Umgeben von Medizinkultur und an vorderster Front der Zellularwissenschaft, entdeckte er die Zellular-Therapie mit ihrem Postulat, dass eine müde oder gestresste Zelle in Kontakt mit einer jungen Zelle revitalisiert wird. 1982 gründete er seine Firma Cellap Laboratoire. Die ersten Hautpflegeprodukte waren ausschließlich den Klinik-Patienten vorbehalten. Mit Ende der experimentellen Phase und angesichts der großen Nachfrage nach seiner Kosmetik gab Pfister 1985 seinen Posten als Klinik-Direktor auf und kümmerte sich nur noch um seine Zellular-Cosmeceuticals. Mit einem Spitzenteam von Biologen und Kosmetologen entwickelte er in Le Mont/Lausanne (Schweiz) die CellControl-Methode, einen Meilenstein in der Geschichte der Zellularkosmetik. Sie ermöglicht es, das Zellmaterial mit Hilfe einer Stabilisierungsflüssigkeit über Monate im aktiven Zustand zu konservieren. Auf diese Weise entstehen aktiv stabilisierte, bio-integrale Zellen, die ihre biologische Integrität und aussergewöhnliche Lebenskraft bewahren. Diese Zellen werden in die Cellcosmet- (für Frauen) und Cellmen-Produkte (für Männer) integriert. Sie gilt als eine der wirksamsten Methoden zur revitalisierende Stimulierung der Haut. Beliebtes Einstiegsprodukt seiner Skin Care ist laut Pfister die „Concentrated Day Cream“. Sie enthält satte 15,3% der aktiv stabilisierten bio-integralen Zellen, geeignet für Frauen ab 35, deren Haut eine effiziente Revitalisierung braucht, um ersten sichtbaren Anzeichen der Hautalterung entgegenzuwirken.
Tiefen-Technologie mit Retinol: DOCTOR Mi!
Bereits 1937 erhielt der Schweizer Chemiker Paul Karrer für seine Retinol-Forschungen den Nobelpreis für Chemie, obwohl als eigentlicher Entdecker 1913 der amerikanische Biochemiker Elmer McCollum dokumentiert ist. Inzwischen gilt Retinol als der Superstar unter den Anti-Aging-Mitteln. Hauptsächlich auf dieser Substanz basiert Dr. Miriam Rehbein ihre Pflegeserie „DOCTOR Mi! medical skincare“. Ihr Background: Als Dermatologin liegt der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit in eigener Praxis in München im Bereich der Ästhetik, Lasermedizin und Dermatochirurgie. Dabei ist ihr das natürlich Aussehen ihrer Patienten besonders wichtig. Mit Thermage, Fadenlift, Liquid Lifting, Botox und verschiedenen dermatologischen Programmen bietet Dr. Rehbein vielfache Alternativen zu operativen Ästhetikbehandlungen. Dazu gehören auch massgeschneiderte Pflegeprogramme mit ihrer Medical Skincare. In Zusammenarbeit mit einem Münchener Labor entwickelte sie die TECMi! Tiefen-Technologie, die in allen Produkten enthalten ist. Sie erzählt, dass sie schon früh im Laufe ihrer Karriere begonnen hat, sich ihre Hautpflege selbst zu kreieren – mit Retinol. Dr. Rehbein: „Ich wusste natürlich berufsbedingt sehr früh, dass nur Retinol nachweislich und studienbelegt wirklich deutliche Hautverbesserung erzielen kann, und so habe ich mir selbst Mischungen auf Rezepte geschrieben und von Apotheken für meinen Eigenbedarf mischen lassen.“ Als sie immer häufiger von Patienten auf ihre gute und strahlende Haut angesprochen wurde, wollte sie diese von ihrer Rezeptur profitieren lassen. Doch das gestaltete sich schwierig, „da nicht alle Apotheken gleich mischen und viele dies gar nicht mehr tun oder die entsprechenden Inhaltsstoffe einfach nicht in exzellenter Qualität vorhanden waren“. Die logische Konsequenz war, ein Produkt – aus dem bald eine ganze Linie wurde – in Eigenregie herzustellen. Auf die Frage, ob man die Haut tatsächlich verjüngen oder so vorbeugen kann, dass keine zusätzlichen Eingriffe nötig sind, sagt die Ärztin: „ Ja, wenn die Pflege ausreichend Retinol enthält. Retinol ist der Goldstandard im Bereich des Anti-Aging. Unzählige Studien belegen diese großartige Wirksamkeit auf unsere Haut.“
Wissenschaftlich fundiert: U Beauty
Diesen Namen sollte man kennen: Tina Craig, erfolgreich durch ihren US-Modeblog „BagSnob“ (gegründet 2005). Mit „U Beauty“ verwirklichte sie die Idee des modernen Simplizitäts-Gedankens. Als vielbeschäftigte Agenturinhaberin, Consultant und Stylistin wollte die Wahl-Texanerin mit asiatischem Einschlag ihre 13-teilige tägliche Pflegeroutine systematisch vereinfachen, ohne auf optimale Wirkung zu verzichten. „Was auf dem Markt fehlte, war ein wissenschaftlich basiertes, effizientes Produkt, das zumindest die Hälfte der Produkte ersetzen konnte, die ich bisher benutzte“, sagt Craig. Katie Borghese, eine langjährige Freundin und mittlerweile Geschäftspartnerin, vermittelte ihr den Kontakt zu einem Medizinlabor in Italien. Neun Textur-Mischungen später und unzählige Testreihen (keine Tierversuche!) an Freunden und ihrer Community aus Supermodels, Designern, Influencern und Journalisten stand das „Resurfacing Compound“-Serum, das oft als „Tina Craig’s skin in a bottle“ bezeichnet wird. Es ist ein einzigartiger Pflegehybrid, der Toner, Vitamincocktail, Serum und Hyaluron-Booster in sich vereint. Er verfeinert das Hautbild und revitalisiert geschädigte Zellen. Aber vor allem ist das Serum intelligent. Die patentierte Siren-Kapsel-Technologie sorgt dafür, dass die Wirkstoffe wie Hyaluron, Peptide, Vitamin C, jede Menge Antioxidantien und auch Retinol, ausschließlich an geschädigte Hautzellen gelangen. Das hat den Vorteil, dass die gesunde Haut nicht überpflegt bzw. gereizt wird und ihre natürliche Integrität bestehen bleibt. Die Siren-Kapseln sind hautähnliche Moleküle, die in einer nährenden Basisformel eingebettet sind. In der Hautmatrix angekommen ziehen sie schädigende freie Radikale an wie ein Magnet. Diese greifen ihrerseits die Siren-Membran an, durchdringen sie und setzen damit einen Komplexe frei, der die radikalen Moleküle neutralisiert und die Ausbreitung von Schädigungen verhindert. Gleichzeitig wird die Produktion von hauteigenem Kollagen und Elastin optimiert und der Hyaluronsäure-Gehalt verbessert. Bereits in drei bis sechs Tagen soll das zu sichtbaren Veränderungen des Hautbilds führen. Tina Craig: “In meiner Kultur bedeutet eine schöne Haut zu haben, Selbstwert und ein Gefühl von Souveränität. ‚U Beauty‘ ist Selbstvertrauen in Flaschen.”
Wenn Sie jetzt noch wissen wollen, wo ich diese Marken entdeckt habe in Zeiten des Lockdown? Auf der Suche nach einer neuen Pflege habe ich die Website der Parfümerie Brückner durchstöbert, einem Münchner Traditionshaus für außergewöhnliche Produkte. Schon meine Mutter war dort Kundin, und ich liebe es, in dem wunderschönen Ambiente einzukaufen. Momentan muss ich mich allerdings mit Click+Collect zufrieden geben.
CultureAndCream-Autorin aus München
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.
Daniela Fehrenbach
Ab heute können Sie überteuerte Anti-Falten-Cremes vergessen! Denn Sonnencreme ist das wahre Wundermittel gegen Falten. Zu diesem Urteil kamen Forscher in einer australischen Studie, die im Annals of Internal Medicine vorgestellt wurde. Demnach schützt Sonnencreme nicht nur gegen Sonnenbrand und Hautkrebs, sondern sorgt auch für ein jüngeres Aussehen – wenn man sie regelmäßig benutzt. Das Gegenteil bewirken starke UV-Strahlen. Das ist auch der Grund weshalb Sonnenbank-Nutzer nach 10 Jahren gefühlt 30 Jahre älter aussehen.