Wenn Freundschaften verloren gehen…
Eines hat mich die Pandemie gelehrt: Freundschaften, auch wenn sie einmal noch so eng waren, haben keinen Anspruch auf lebenslang. Das gilt für alle Geschlechter, mit denen uns bestimmte Lebensphasen verbinden. Wie es auch in einer Partner-Beziehung passieren kann, trennen sich irgendwann die Wege. Man hat sich auseinandergelebt, wie es dann so lapidar erklärt wird.
Waren während der Pandemie und ihren Lockdowns die Verbindungen noch eng, weil wir alle in einer Art kommunikativem Gefängnis verharren mussten, uns nicht treffen und nur über soziale Medien oder das altmodische Telefonieren Kontakt halten konnten, hat sich durch den Schritt in mehr Normalität, durch die Rückkehr in den Präsenz-Job vieles geändert. Auch was Freundschaften angeht.
Ex-Freundschaften durch Lockdown
Ich musste feststellen, dass wenn die Initiative nicht von mir ausgeht, höre ich oft monatelang nichts von früher engen Freund:innen. Auch auf Nachrichten per WhatsApp oder SMS kommt nicht selten wochenlang gar keine Reaktion und wenn, dann nur auf nachhaken mit der Frage „Hast du meine…. nicht bekommen“.
Trotz aller Bemühungen und manchmal mit tiefem Bedauern scheinen diese Freundschaften nicht mehr so tief zu sein, wie sie es einmal waren. Das muss man dann einfach erkennen und auch akzeptieren, dass aus den früheren Freund:innen nur noch Bekannte geworden sind. Selbst dann, wenn man sich viele, viele Jahre kennt, aus Kindertagen, Schule oder gemeinsamen Jobs. Der andere hat neue Prioritäten gesetzt und will keine Arbeit mehr in die Freundschaft investieren.
Befreundet auf Social Media
Dabei denke ich, dass es oft nicht nicht einmal der Fall ist, dass mich so manche Ex-Freund:in gezielt missachtet. Es steht nicht zwangsläufig eine Absicht dahinter. Die Kalender sind wieder voller geworden. Bei vielen stelle ich fest, dass sie ihre sozialen Kontakte außerhalb des Berufslebens auf Social Media konzentrieren. Und solche Plattformen können einen komplett beanspruchen, wenn man es zulässt.
Dann macht es auch keinen Sinn, sich auf die Freund:innen von früher zu fixieren und ihr Tun zu hinterfragen. Lieber konzentriere ich mich auf die paar Menschen, die Interesse haben, an der Freundschaft festzuhalten und engen Kontakt halten. Dennoch kommen zwangsläufig Gedanken hoch, ob man in der Ex-Beziehung irgendetwas falsch gemacht hat, was den anderen verprellt hat. War ich zu kritisch, zu bestimmend? Schließlich gehören immer zwei dazu, wenn was schief läuft – it takes two to Tango.
Aus dem Raster gefallen
Ganz speziell denke ich dabei an eine Ex-Freundin, mit der mich vieles über Jahre verbunden hat. Ich habe die Probleme mit ihrer Beziehung, der Familie, der Mutter ihrer angeheirateten Klein-Kinder geteilt, habe ihr mit Rat und Tat zur Seite gestanden, als sie den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hatte – was oft mit finanziellen Problemen verbunden war.
Dann plötzlich hat sie unerwarteter Weise ihre vermögende Tante beerbt und ich passte offensichtlich nicht mehr in ihr neues Weltbild. Ich bin sozusagen aus dem Raster gefallen. Der Kontakt wurde von ihr nicht mit Ansage beendet. Nein, es gab noch ein paar WhatsApps mit Vertröstungen, dann doch erneute Terminabsprachen, die letztlich wieder von ihr abgesagt wurden. Bis dann irgendwann totale Funkstille herrschte. Letztendlich habe auch ich die Lust an dieser Freundschaft verloren, aber verletzt hat es mich ihr Verhalten schon.
Menschen, die es wert sind
Allerdings hatte dieser Cut auch etwas Gutes für mich. Ich habe neue Menschen in mein Leben gelassen, mit denen ich mich nach einem Treffen oder auch nur einem Telefonat einfach gut fühle. Es sind Menschen, die meine Freundschaft und Aufmerksamkeit erwidern. Sie sind die Mühen sicher wert, die der Aufbau einer Freundschaft erfordert, und auch die Zeitinvestition. Denn sind wir doch mal ganz realistisch. Wie viele echte Freundschaften kann man wirklich pflegen? Vier, fünf? Leute, die mir erzählen, sie hätten Hunderte von Freunden, die verwechseln meiner Meinung nach Freundschaft mit Bekanntschaft.
CultureAndCream-Autorin aus München
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.