Fasten nützt nicht nur der Figur
Gerade in Corona-Zeiten ist es wichtig, das Immunsystem zu stärken. Und da hilft es, neben Vitaminen, Coenzymen etc. immer wieder Phasen einzulegen, in der die Nahrungsaufnahme reduziert wird. Neben neuer Power fürs Immunsystem verliert man ganz nebenbei auch ein paar Pfunde und der Anti-Aging-Prozess wird in Gang gesetzt. Klassisch fasten und komplett auf Nahrung verzichten muss dafür niemand mehr. Das Intervall-Fasten oder das Scheinfasten sind ideale Methoden, die sich gut in den Alltag integrieren lassen. Der Nürnberger Gynäkologe und Präsident der German Society of Anti-Aging Medicine (GSAAM), Prof. Bernd Kleine-Gunk erklärt, wie sie funktionieren.
Zur Zeit ist es besonders wichtig, gesund zu bleiben. Was kann ich tun, um mein Immunsystem zu stärken?
Wir durchleben momentan eine schwierige Situation. Der Lockdown wirkt sich auf unser Immunsystem nicht gerade positiv aus. Sportstudios, Schwimmbäder und Co. haben zu. Mal schnell auf die Kanaren fliegen zum Sonne tanken kann man gerade auch nicht. Das bedeutet, dass z.B. der Vitamin D-Spiegel, der äußerst wichtig ist für unser Immunsystem, in den Keller sinkt. Es bedeutet aber auch, dass wir uns weniger draußen bewegen und mehr in geschlossenen Räumen aufhalten. Die Heizungsluft dort lässt unsere Schleimhäute austrocknen, Viren haben ein leichtes Spiel.
Viele Experten empfehlen Fasten…
Das ist tatsächlich so und inzwischen können wir auch durch Studien belegen, dass Fastenphasen die Regenerationsprozesse im Körper anregen. Bei dieser sogenannten Autophagie wird Zell-Müll abgebaut. Das heißt, alte oder beschädigte Zellen werden endgültig ins Nirwana geschickt. Damit stärkt man nicht nur das Immunsystem, sondern auch Anti-Aging-Mechanismen werden in Gang gesetzt, und so ganz nebenbei purzeln ein paar Pfunde.
Wie genau funktioniert das?
Im Prinzip sind es drei Faktoren, die das Fasten für uns so positiv machen. Zunächst einmal ist der Magen-Darm-Trakt enorm wichtig für unser Immunsystem. Er ist für uns eine gefährliche Barriere, denn was immer wir an Nahrung zu uns nehmen, gelangt hier in unsere Körperinnenwelt. Also Keime, Viren, Bakterien, Pilze, Giftstoffe etc. Fastet man, wird der Darm – und damit ein großer Teil der Abwehrkräfte – von seiner Aufgabe entlastet. Dazu muss man wissen: An der Darmwand wird konstant eine große Armee von Abwehrzellen und roten Blutkörperchen gebraucht, um sicherzustellen, dass dort nichts passiert. Werden diese dort aber gerade nicht benötigt, also zum Beispiel weil keine Nahrung aufgenommen wird, können sie an anderen Stellen arbeiten wie zum Beispiel in der Lunge. Und genau da wird ja auch Corona übertragen. Zudem beruhigt sich beim Fasten das Immunsystem durch eine verminderte Zufuhr von Allergenen und Nährstoffen, die an Entzündungsreaktionen beteiligt sind.
Welche Bedeutung hat die Autophagie?
Wie schon kurz erwähnt spielt die Autophagie eine wichtige Rolle. Essen wir nichts, kommt es zu einem inneren Hausputz. Da wird sozusagen ‚Müll‘, also geschädigte oder ältere, nicht mehr leistungsfähige Zellen, abgebaut und entsorgt. Aber auch körperfremde Eindringlinge wie z.B. Viren, werden beseitigt. Dieser Prozess gilt – und das ist eine ganz neue Erkenntnis – offensichtlich auch für Immunzellen. Tatsächlich sinkt die Zahl der weißen Blutkörperchen, die Leukozyten, erst einmal. Das bedeutet, sie werden abgebaut. Aber man hat festgestellt, dass die Anzahl nach der Fastenphase besonders stark ansteigt, weil durch diesen Prozess die Stimulation aus den Stammzellen extrem hochgefahren wird und diese neuen Zellen eine höhere immunologische Kompetenz haben.
Muss man für diesen Benefit klassisch fasten, also hungern?
Nein, es gibt verschiedene Möglichkeiten zu fasten. Hungern muss dafür niemand mehr. Derzeit sind zwei Fastenformen sehr angesagt: Intervall-Fasten z.B. in Form der 16/8 Diät – hier verzichtet man für einen Zeitraum von 16 Stunden komplett auf Nahrung und die übrigen acht Stunden darf man essen -, oder das Scheinfasten mit ProLon. Letzteres wird von Prof. Dr. Valter Longo, einem der bekanntesten Anti-Aging-Forscher in USA, entwickelt. Zwar fastet man auch hier fünf Tage lang, darf aber ein wenig essen wie z.B. Nussriegel oder Gemüsesuppe – das macht es schon viel leichter. Das Programm wird komplett mit allen Lebensmitteln ins Haus geliefert. Ich habe ProLon auch schon selbst ausprobiert und bin sehr begeistert. Denn ich bin nämlich niemand, der mit Hunger gut umgehen kann.
Und wie oft sollte man fasten?
Ideal wären natürlich zweimal die Woche die 16/8-Methode zu praktizieren. Aber für viele ist es wohl eher realistisch, alle zwei bis drei Monate für ein paar Tage Scheinfasten, um mal inneren Hausputz zu machen. Damit tut man viel für die Gesundheit und ein längeres Leben.
Fotos: Aufmacher@pixabay, Jerzy Górecki@pixabay
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CultureAndCream-Autorin aus München
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.