Kaschmir of the Best
Wer schon einmal ein Kleidungsstück aus reinem Kaschmir auf der Haut hatte, weiß, dass es nichts Angenehmeres gibt. Suchtfaktor: extrem hoch! Dass das edle Material seinen Preis hat, versteht sich von selbst, wenn man dessen Gewinnung und Herstellung bedenkt. Mit einer ganz besonderen Ziege im Himalaya fängt alles an.
Kaschmir wird im deutschen Sprachgebrauch oft als Kaschmirwolle bezeichnet. Aber streng genommen ist das falsch, weil Wolle in der textilen Fertigung dem Schaf zugeordnet wird. Dagegen wird die luxuriöse Faser, die so kuschelig-weich ist, ausschließlich aus dem Edelhaar der Kaschmirziege gewonnen. Ihre ursprüngliche Heimat ist die gleichnamige Region im indisch-pakistanischen Grenzgebiet des Himalaya. Seit Generationen produzieren die Kaschmiris dort für den internationalen Markt Kaschmir-Waren im hochwertigen Segment.
100% handmade in Nepal
„Eigentlich war es purer Zufall, wie ich zu Kaschmir kam“, erzählt der Münchner Textilproduzent Moritz Flick, der seit Herbst 2020 in seinem online-Portal Bakaree feinste Kaschmir-Schals, Mützen und bald auch Pullover aus dem Himalaya anbietet. 100% handmade in Nepal. „Im Urlaub auf Bali 2019 lernte ich einen Inder kennen, und wir kamen ins Gespräch. Seine Familie lebt bereits seit vier Generationen vom Textilhandwerk.“ Nicht lange danach flog Flick nach Nepal, um die Produktionsstätten zu besichtigen und auch gleich die ersten Kollektionsteile zu besprechen. Gefertigt wird rund um Katmandu in mehreren kleinen Produktionsstätten, verarbeitet wird ausschließlich Kaschmir aus der Region. Jeder der Betriebe ist auf einen Bereich spezialisiert, sprich Schalproduktion, Färberei/Wäscherei, Handstrick oder Strickerei. Die Betriebe sind im Gegensatz zu den vor Ort gegebenen Umständen sehr sauber, gut strukturiert und organisiert. Die Arbeiter verdienen gute und faire Löhne und arbeiten in einem geordneten Umfeld unter humanen Bedingungen. „Das war für mich auch eine der Voraussetzungen für unser Projekt Bakaree“, erklärt Moritz Flick.
Das Edelhaar der Kaschmirziege
„Geerntet“ werden die Haare im Frühjahr durch Auskämmen während des Fellwechsels der Tiere, der mehrere Wochen andauern kann. Das Haar ist entweder grau, braun oder weiß, wird später wahlweise eingefärbt. Verwendung findet nur das feine, weiche Unterhaar der Ziege. Schließlich ist es der Teil des Felles, das die Tiere vor der Kälte schützt. Pro Tier werden ca. 150 Gramm des Flaums ausgekämmt. Ein mechanisches Verfahren, das man „Entgrannen“ nennt, trennt die feinen Härchen von dem groben Deckhaar. Der nächste Schritt ist das Waschen und Verspinnen der Fasern. Nach Angaben des internationalen Fachverbandes „Cashmere and Camel Hair Manufacturers Institute“ benötigt der Hersteller für einen einzigen Pullover den „jährlichen Ertrag“ von drei Kaschmir-Ziegen, was auch den hohen Preis von erstklassigem Material erklärt. Kaschmir gilt als besonders weich, flauschig, atmungsaktiv und vor allem wärmend. Sie speichert Wärme bis zu sechsmal besser als Schafwolle. Die „Bakaree“-Schals (90x220cm) sind zudem mit 125 Gramm federleicht und zeichnen sich durch eine einmalige Haptik und Optik aus, der ein spezielles Filzverfahren zugrunde liegt.
Aufs Etikett schauen
Heutzutage gilt China als das wichtigste Erzeugerland für Kaschmir. Auch Bakaree bezieht einen Teil seiner Kaschmirgarne aus der inneren Mongolei. Aber auch hier ist sicher gestellt, dass es sich um sogenannten „Traceable Cashmere“ handelt, der RWS (Responsible Wool Standard) und Oeko-Tex zertifiziert ist. Flick: „Diese Zertifikate versichern, dass der ökologische und nachhaltige Umgang mit den Tieren, Hirten und der Umwelt gegeben ist.“ Für den Endverbraucher lohnt sich dennoch ein Blick auf das Etikett vor dem Kauf eines Kaschmir-Teils. Denn laut der aktuellen Verordnung des Europäischen Parlaments und Rates über die Bezeichnung von Textilfasern dürfen nur die Kleidungsstücke, die zu hundert Prozent aus Kaschmir bestehen, auf dem Etikett „100 Prozent“, „rein“ oder „ganz“ Kaschmir tragen. Wird zur Kaschmirwolle eine andere Faser beigemischt, muss dies gekennzeichnet sein. Vor allem bei vermeintlich günstigen Angeboten kann es sein, dass der als „Kaschmir“ ausgewiesene Pullover nur einen geringen Anteil der teuren Fasern enthält und zum größeren Teil aus anderen Wollarten besteht.
Sie wollen mehr über Kaschmir wissen? Mein Tipp: Das Buch von Andrea Karg „Cashmere: Herkunft, Herstellung und Design„*
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Aufmacherfoto: iStock, Bakaree (7)
CultureAndCream-Autorin aus München
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.