Villa Fracanzan – Eintauchen in die Pracht Venetiens
Für alle, die sich für venezianische Villen interessieren, ist die Villa Fracanzan Piovene in Norditalien, ca 30 Kilometer von Vicenza entfernt, ein unverzichtbares Reiseziel. Ein Ort mit viel Sehenswertem und bewegter Geschichte. Auch in der Umgebung lässt sich so einiges entdecken.
In der Villa gibt es viel zu sehen. Die Ausstattung gibt Zeugnis vom Lifestyle der jeweiligen Bewohner in den vergangenen Jahrhunderten. Das Erdgeschoß beherrscht eine imposante Säulenhalle, die von verschiedenen Räumen umgeben ist. Darunter ein Billard-Zimmer, eine Sammlung historischer Objekte, das Esszimmer mit einem antiken Porzellan-Service. In der renovierten Küche mit alten Kupferpfannen und Koch-Utensilien befindet sich ein Original-Waschbecken aus dem 16. Jahrhundert. Gestaltet hat es der Veroneser Architekt Paolo Farinati aus rotem Verona-Marmor. Als Kaiser Napoleon in der Villa weilte, soll er so begeistert davon gewesen sein, dass er es sogleich für den Pariser Louvre mitnehmen wollte.
Napoleons Schlafstätte
Beeindruckend ist auch die geschichtsträchtige Möblierung im ersten Stock mit dem riesigen Ballsaal, einer wundervollen Porzellansammlung und einem großen, traditionellen Bügelzimmer mit altem Leinen und antiken Bügeleisen. Dazu altmodische Badezimmer und Schlafräume mit Four-Poster-Beds. In einem besonders prächtigen mit blutroten Vorhängen soll Napoleon genächtigt haben, als seine Truppen die Villa besetzt hielten nach der Schlacht bei Arcole im November 1796. Nebenan in einem langgestreckten Farmgebäuge, barchessa genannt (deutsch: Schuppen, Lagerhaus) ist ein Museum untergebracht, das das tägliche Leben und Arbeiten in der Villa thematisiert. Die alte Tischlerwerkstatt beherbergt allerhand antike Werkzeuge wie Sägen, Hohleisen und Bohrer. Im Außenbereich kann man eine seltene Kollektion von landwirtschaftlichen Maschinen und Traktoren bewundern. Umgeben wird die prachtvolle venezianische Villa aus dem 18th Jahrhundert von einem akkurat gestalteten typisch italienischen Garten und einem weitläufigen Park, einem der größten im Veneto.
Lange Geschichte
Mit dem Kauf von Ländereien und Gebäude in Orgiano, heute eine Gemeinde mit 3055 Einwohnern in der Provinz Vicenza, begann die Familie Fracanzan übrigens bereits um 1316. Diese bildeten den Kern für den heutigen Komplex. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts beauftragte Giovanbattista Fracanzan den Architekten Francesco Muttoni aus Lugano mit dem Bau der Villa, den anliegenden Bauernhäusern und einer herrlichen Parkanlage. Etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts gelangte die Villa mit den umliegenden Grundstücken dann zunächst in den Besitz der Familie Orgian. Im Jahr 1877 wurde Gräfin Elisa Piovene, Gemahlin des Orazio Orgian, die Besitzerin. Heutige Eigentümerin ist die Gräfin Francesca Piovene Giusti. Sie gab der Villa den Namen Fracanzan-Piovene.
Besuchszeiten
Das Anwesen ist an Sonn- und Feiertagen vom 1. April bis 31. Oktober für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Eintritt kostet 10 Euro. Die Besichtigung in Gruppen über 20 Personen mit Führung sind nach Vereinbarung das gesamte Jahr möglich. Für größere Veranstaltungen wie Hochzeiten, Meetings, Gala-Dinner kann die Villa auch gemietet werden. Sommerpause ist jährlich vom 15. Juli bis 16. August. Es lohnt sich, seinen Besuch gut zu planen und zu kombinieren, denn in der Nachbarschaft von Orgiano gibt es noch verschiedene weitere palladinische Villen zu entdecken. Die meisten hat der bedeutende italienische Architekt der Renaissance Andrea di Pietro della Gondola, Palladio genannt, gestaltet: Villa Pisani in Bagnolo di Lonigo, Villa Pojana in Pojana Maggione, Villa Saraceno in Agugliaro und La Rotonda in Vicenza.
Photos: Villa Fracanzan-Piovene (5), Rest privat
Palladinische Villen, Venetien
CultureAndCream-Autorin aus München
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.