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Beauty im Ausnahmezustand

Im Internet kursieren jede Menge Beauty-Tipps in Form von Videos, Tutorials und Textbotschaften, wie man in der jetzigen Situation die Stunden im Home-Office nützen kann. Viele sind dämlich, aber es gibt auch durchaus sinnvolle Methoden.

Häufig liest man derzeit, dass wir Frauen doch die erzwungene Auszeit zu Hause nutzen sollen, um etwas für unsere Schönheit zu tun. Eine intensive Pflege, eine Maske auflegen oder das unvermeidliche Wohlfühl-Bad mit Rosenblättern und Kerzenschein. Den Champagner nicht zu vergessen. Da kommt mir der Gedanke, ob die Menschen denn früher im Büro gebadet haben, wenn sie das Nass-Ritual jetzt in ihr Home-Office verlegen sollen? Und was ist mit den Freiberuflern wie uns Journalisten, die es gewohnt sind von zu Hause zu arbeiten, und bisher auch nicht in ausgebeulten Schlamperhosen und mit ungemachten Haaren in den eigenen vier Wänden herumlungerten. Man bekommt auch Vorschläge, wie man seine Nägel für die nächste Video-Konferenz schön anmalt oder sich fürs Homeoffice schminkt. Bescheuert. Als wenn Frauen vor Corona, als alles noch normal lief, nichts für ihre Schönheit getan hätten. Und wer vorher keinen Wert auf sein Aussehen gelegt hat, wird es jetzt auch nicht tun, nur weil draussen neu mutierte Viren rumfliegen, und wir mehr als sonst zu Hause rumsitzen.

Lieber eine (Pflege-)Pause einlegen

Klar hat man im Homeoffice mit weniger Aufträgen vielleicht mehr Zeit für sich selbst. Obwohl ich von vielen, selbst kinderlosen Menschen das Gegenteil höre, dass sie von ihrem Arbeitgeber ein steigendes Pensum aufgebrummt bekommen mit erweiterten Aufgaben und ständigen Videokonferenzen. Man muss ja checken, ob die Leute tatsächlich zu Hause arbeiten und sich nicht nur die Nägel lackieren. Aber vom Zeitfaktor mal abgesehen, was bringt da eine zweite Gesichtsmaske pro Woche, wo sonst eine alle sieben Tage ausgereicht hat? Allenfalls überpflegt man seine Haut und holt sich gerade bei zu viel Experimentierfreudigkeit mit neuen Produkten eine periorale Dermatitis. Wovon man in diesen Zeiten mehr braucht, ist in jedem Fall eine gute, ph-neutrale Handcreme bei dem häufigen Händewaschen und Desinfizieren. Ansonsten ist ein Downsizen der Pflegeroutine sinnvoller als ein Aufrüsten. Deshalb eine Woche die Haut sich selbst überlassen, damit sie sich ohne Zutun von außen regenerieren kann. Auch die Nägel an Händen und Füßen können gut mal eine Lackpause brauchen. Dafür benutze ich täglich ein pflegendes Nagelöl mit Vitamin E gegen rissige Haut und zur Stärkung der Nägel. Eine Fußmaske, die mit den hässlichen Plastiksocken, kann jetzt auch mal eine Stunde einwirken, ohne dass ich auf die Uhr schauen muss, weil ein Termin wartet.

Ein Virtual Facial buchen

Als Ersatz für den Besuch bei der Kosmetikerin kann man online-Beauty-Dienste diverser Experten nutzen. Virtual Facial nennt man diese Beratungen oder Tutorials. Von der britischen Haut-Expertin Michaella Bolder lernt man beispielsweise, wie man selbst ein hauttypgerechtes Facial durchführt oder eine Profi-Gesichtsmassage. Schon länger keine Kosmetikbehandlung mehr gehabt? Andrea Pfeffer, Gründerin der Skincare Clinic Pfeffer Sal in London, bietet in ihrem Online Skin MOT-Programm eine Haut-Analyse per Video an und ein Guided Facial mit den entsprechenden Produkten, die sie bei Interesse zuvor per Post zugeschickt hat

Fitness-Studio@home

Dazu gibt es jede Menge Angebote im Web. Viele Fitness-Studios haben für ihre Mitglieder und Interessierte Online-Home-Workouts unter professioneller Anleitung ausgearbeitet. Das Hamburger Unternehmen Meridian Spa&Fitness bietet kostenlose Videos und Live Streams über Facebook und Instagram für das Training zu Hause an. Unter Meridian@home findet man die Uhrzeiten, an denen Yoga, Tabata, Core Training und sogar Salsa online unterrichtet wird. Auch auf der IG-Seite von Lululemon – die Brand mit den tollen Workout-Klamotten – findet man Trainings-Einheiten von Yoga über Meditation bis hin zu Power-Kraftübungen. Oft mit ganz einfachen Mitteln. Global Ambassador Jasmine Blocker zeigt z. B. ein 15-Minuten-Bagpack Workout mit vollbepackten Rucksack. Ganz schön schweißtreibend. Die App des Nike Training Clubs (im App store downloaden) versorgt einen gar mit 185 Kursen von HIIT bis Mobility. Oder lieber mal Barre, Ballett oder Pilates ausprobieren? Der englische Fitness-Trendsetter Barrecore. hat Klassen für jede Schwierigkeitsstufe on air. Bei der Münchener Konkurrenz Studio.12 kann man auf deren Facebook Seite online mitmachen. Was man dazu braucht? Nur einen Facebook Account. Den Stundenplan erfährt man über die Buchungs-App Mindbody.

„Blaumann“ unter Strom

Ich habe mich jedoch für etwas entschieden, was ich noch nie ausprobiert habe. Nämlich für ein EMS (Elektro-Muskelstimulation)-Training der nächsten Generation zum Muskelaufbau, Stoffwechselanregung und Ausdauersteigerung. Das Interessante an Easymotionskin: Entwickelt hat es ein Herzchirurg, Prof. Dr. Fritsche aus Cottbus, und damit mehr als 2000 Trainingseinheiten an Patienten mit einer Herzmuskelschwäche durchgeführt. Der blaue Spezialanzug erinnert mich an einen Neoprenanzug, wie man ihn beim Segeln oder Windsurfen trägt, nur viel leichter. Er ist mit Trockenelektroden und einer kabellosen Trainingssteuerung ausgestattet, über die der Strom in Form von sehr niedrigen elektrischen Impulsen die Muskeln stimuliert. Die Anbindung an iPhone oder Tablet funktioniert per Bluetooth. Ursprünglich wollte ich die Methode in einem der Easymotionskin-Studios ausprobieren. Aber nachdem auch diese momentan geschlossen sind, habe ich mir einen Testanzug für zu Hause geliehen. Über die Handy-App Easymotionskin wähle ich mein Training, ob Cardio-, Kraft- oder Stoffwechseleinheiten. 2 x 20 Minuten pro Woche genügen. Das Relaxprogramm kann ich immer machen, wenn mir danach ist. Besonders praktisch: Ich kann den Anzug indoor wie outdoor tragen. Zum Hantel-Training in der Wohnung, aber auch zum Putzen und Kochen ebenso wie zum Joggen, Spazierengehen oder zum Einkaufen. Da ziehe ich dann allerdings einen weiten Hoodie über meinen „Blaumann“. Bin schon gespannt, was sich nach sechs Wochen an meinem Körper verändert hat.

Titelfoto:@up_n_co

 

 

 

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