Neinsagen – No More People Pleasing
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Neinsagen fällt vielen Menschen nicht leicht und ist – zugegeben – in manchen Situationen auch total schwierig. Suchen Sie noch einen guten Vorsatz für das angefangene Jahr? Wie wäre es sich vorzunehmen, öfter mal nein zu sagen, wenn einem danach ist – auch wenn es genau in dem Moment unbequem erscheint.
Zum Neinsagen, wenn man wirklich auch Nein meint und nur Ja sagen würde, um sich nicht unbeliebt zu machen, gibt es viele Gelegenheiten. Im Job, wenn es wieder mal heißt, ob Sie nicht die anstehende Präsentation kurzfristig noch übernehmen können. Sie sind aber schon randvoll mit Arbeit, und ein ja würde Nachtschicht bzw. Wochenenddienst bedeuten – und das zum wiederholten Mal. Oder wenn die Schwiegermutter wieder mal fragt, ob Sie nicht zum Putzen der Wohnung vorbeikommen können, nur weil sie zu geizig ist für eine Putzfrau. Oder Ihr Partner. Er hat großspurig versprochen, die Orga des Kindergeburtstags zu übernehmen. Jetzt hat er doch keinen Bock darauf und will, dass Sie sich darum kümmern.
Es sind Situationen, in denen Sie ganz genau wissen, dass jetzt die Stunde gekommen ist, um Nein zu sagen. Wer den Hang zum People Pleasing hat, würde Ja sagen, um sich nur nicht unbeliebt zu machen oder anzuecken. Ein Ja kann aber auch bedeuten, nachts wachzuliegen und sich über sich selbst zu ärgern, weil man es wieder mal nicht geschafft hat, das dreiste Ansinnen eines Kollegen oder eines Familienmitglieds abzulehnen. Wer „ja klar kann ich das machen“, sagt, aber denkt: „Eigentlich will ich gar nicht“, tut sich selbst nichts Gutes.
Was zeichnet People Pleaser aus
Ein People Pleaser stellt seine eigenen Bedürfnisse aus einer übermäßigen Angst vor Ablehnung und Konflikten zurück und strebt ständig nach Harmonie um jeden Preis. Es handelt sich hierbei allerdings um ein erlerntes Verhaltensmuster, nicht um eine psychische Störung. So steht es zumindest bei Wikipedia.
Zwecks Vermeidung von möglichen Konflikten oder Konfrontationen stellen People Pleaser ihre eigene Meinung zurück („Ich bin nicht sicher, was denkst du?“ oder „Du hast Recht.“) oder erfüllen die Wünsche ihrer Mitmenschen trotz eigener Überlastung („Ja, ich kann das machen.“). Sie befriedigen ihr ausgeprägtes Harmoniebedürfnis, indem sie unwahre Schuldeingeständnisse äußern („Es tut mir wirklich leid. Das war meine Schuld.“) oder ein friedliches Miteinander geradezu erflehen („Ich will nicht, dass du sauer auf mich bist.“)
Neinsagen gegenüber Freunden
Übrigens statistisch besteht bei People Pleasern zwischen Männern und Frauen kein großer Unterschied. Beiden Geschlechtern kann das Neinsagen gleichermaßen schwerfallen. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid haben die meisten Menschen die größten Probleme damit, im Freundeskreis etwas abzulehnen. Auf dem zweiten Platz rangiert das „Nein“ zum eigenen Kind, danach gegenüber den Eltern, dem Chef oder dem Partner. Auf dem letzten Platz landet das „Nein“ gegenüber Kollegen oder dem eigenen Hund. Nur 10 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer sagen, dass es ihnen bei keinem schwerfällt, Nein zu sagen.
Wenn es zur Belastung wird und dauerhaft Stress verursacht, dass man schon wieder „Ja“ gesagt hat, obwohl man eigentlich gerade nicht noch etwas übernehmen kann, dann ist der Punkt gekommen, an sich und einem eindeutigen „Nein“ zu arbeiten. Das gilt im Job, in der Familie, unter Freunden oder gegenüber dem Partner. Es ist wichtig, Grenzen zu setzen und auch mal etwas abzulehnen, ohne dass man ein schlechtes Gewissen haben muss. Deshalb: Neinsagen kann man lernen.
Fünf Tipps zum Neinsagen
Für die Antwort Bedenkzeit einfordern
Wenn Ihnen der Chef eine Extra-Arbeit aufbrummen will, Sie aber merken, dass Sie das jetzt ganz schön stresst, lassen Sie sich Zeit mit der Antwort. Räumen Sie sich erst mal eine Bedenkzeit ein. Sagen Sie; „Ich werde darüber nachdenken und mich bei dir melden.“ Niemand kann verlangen, dass Sie sofort eine Antwort geben. Eine „Nacht darüber schafen“ kann helfen, um sich zu sortieren und dann eine Entscheidung zu treffen. Das kann dann eine Zusage, aber eben auch eine Absage sein.
Einen klar formulierten Grund als Absage nennen
Ein guter Grund ist keine Ausrede, allerdings muss er ganz klar formuliert werden und so, dass er für das Gegenüber nachvollziehbar ist. Nützen Sie die Bedenkzeit, um den oder die Gründe zu sortieren und zu überlegen, wie man sie am besten formuliert. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen ein klares Nein akzeptiert werden sollte, ohne dass eine Begründung nötig ist. Dabei kann die richtige Formulierung helfen. Bei einem Versuch von Forschern der Universität Oxford mit 120 Studierenden, war am wirksamsten für andere und einen selbst die klare Haltung mit einem einfachen „Nein“.
Körpersprache kann helfen
Eine gute Körpersprache wirkt nicht nur auf das Gegenüber, sondern auch auf einen selbst. Wer sich schwer tut mit dem Neinsagen, kann sich mit einer selbstbewussten Körpersprache helfen: Ein bisschen breitbeinig aufrecht hinstellen und keinesfalls herumtänzeln. Schultern zurücknehmen und den Rücken gerade machen, anstatt in sich zusammenzufallen. Den Kopf hochnehmen und nicht nach unten schauen.
Neinsagen ist nicht unhöflich
Das müssen Sie sich klarmachen, wenn Sie öfter ein schlechtes Gewissen oder sogar Angst davor haben Nein zu sagen. Vielleicht liegt es daran, dass Sie es als unhöflich empfinden, jemandem eine Absage zu erteilen. Allerdings ist es auch eine Frage des Tonfalls. Halten Sie sich immer vor Augen: Nein zu sagen gehört zum Leben dazu. Jeder der das nicht respektieren kann, sollte sich darüber eher Gedanken machen als Sie. Nein zu sagen bedeutet auch, sich selbst zu respektieren. Denn ein „Nein“ zu jemand anderem kann ein „Ja“ zu sich selbst und den eigenen Bedürfnissen sein. Wer sich selbst immer hinten anstellt, tut sich auf Dauer nichts Gutes.
TV-Arzt Dr. Johannes Wimmer behauptet: „Nein zu sagen ist gesund!“ Er ist sich sicher, dass der Ursprung dafür, dass wir so schlecht Nein sagen können, in der Kindheit liegt. Hier hätten wir oft bereits gelernt, dass Widerspruch für Stress sorgt und sozial unerwünscht ist. Dabei ist es auch für unsere Gesundheit unbedingt nötig an den richtigen Stellen Nein zu sagen. Das macht uns auch glücklicher!
Auf die Signale des Körpers achten
Besonders schwer wird das Neinsagen, wenn es sich nicht einfach um das Ablehnen von Gefälligkeiten oder Aufgaben im Alltag handelt, sondern wenn man sich dadurch dauerhaften Stress einhandelt oder kurz vor einem Burnout steht. Benedikt Waldherr, Psychotherapeut in Landshut rät: „Hören Sie auf ihren Körper. Wenn Sie Schlafstörungen entwickeln, Atembeklemmungen, Herzrasen – das sind so die ersten Anzeichen, die dafür sprechen, dass man unter chronischem Stress steht.“
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CultureAndCream-Autorin aus München
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.