Gebräunte Haut – ein Statussymbol?
Ist gebräunte Haut immer noch Trend? Laut einer Umfrage vom IKW – Industrieverband Körperpflege und Waschmittel mögen 42 Prozent der Verbraucher ihre Haut am liebsten leicht gebräunt. 19 Prozent wollen eine etwas intensivere Bräune und – glücklicherweise – nur ganze vier Prozent finden ihre Haut tief gebräunt am schönsten. Und das kann man auch ganz ohne schädigende UV-Strahlen erreichen.
Gebräunte Haut – woher kommt diese Vorliebe. 45 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, dass sie sich damit attraktiver fühlen. Gerade Frauen sagten, dass ihre Sommer-Outfits damit besser zur Geltung kämen. Letzteres war gerade den 18- bis 29-Jährigen besonders wichtig. Für Männer scheint die Sommerbräune eher eine Art Status-Symbol zu sein: Fast 25 Prozent gaben zu, damit anderen zu zeigen, dass sie es sich leisten können, viel Zeit in der Sonne auf diversen Urlauben – meist weit gereist – zu verbringen.
Gebräunte Haut – früher ein Makel
Gebräunte Haut ist allerdings eine Errungenschaften unserer modernen Welt. Bis vor 100 Jahren war bei den Menschen, die etwas auf sich hielten, Blässe angesagt. Bräune galt als Makel. Sie kennzeichnete Bauern, Sklaven und Seeleute, während die Oberschicht jeden Quadratzentimeter ihres Körpers bedeckte, um ja nicht braun zu werden. Selbst zum Strand ging man in voller Montur, damit kein einziger Sonnenstrahl die bloße Haut traf.
Ganz anders heute. Man erarbeitet sich regelrecht den „Summer Glow“. Am liebsten durch Sonnenbaden (50% der Befragten). Wer das nicht schafft, greift zu Selbstbräunern (11%). Und acht Prozent legen sich immer noch auf die Sonnenbank mit dem Argument, damit „die Haut auf die Sonne vorzubereiten“.
Das ist allerdings blanker Unsinn, denn nur weil die Haut gebräunter ist, verlängert das ihre Eigenschutzzeit in der Sonne nicht. Das schafft man nur mit einer Sonnencreme (am besten LF 50), die großzügig und mehrmals über den Tag aufgetragen wird. Dagegen entspricht ein einziger Solarium-Besuch einer Schädigung der Haut, wie sie sonst durch zehn Sonnenbäder unter natürlichen Bedingungen verursacht wird.
Den richtigen Selbstbräuner finden
Gerade beim Selbstbräuner scheiden sich die Geister. Die einen benutzen ihren fast schon obsessiv, während die anderen immer noch auf der Suche nach „Mr. Right“ sind. Ich gehöre zu letzteren. Entweder mag ich die Textur nicht, weil der Bräuner pappig ist, oder er wird streifig auf der Haut oder der Geruch ist mir unsymapthisch. Zugegeben, die Zeiten als Selbstbräuner diesen typischen, extrem unangenehmen, säuerlichen Geruch besaßen, sind längst Vergangenheit. Auch die Formulierungen sind so weiter entwickelt worden, dass sie schnell einziehen und einen natürlichen Glow zaubern. Es gibt sie für unterschiedliche Hauttöne und Bräunungsstufen.
Um das geeignete Produkte für seine Haut und seine Anforderungen zu finden, sollte man folgende Überlegungen anstellen: Was will ich damit erreichen und wieviel Übung habe ich bereits in der Anwendung von Fake Tannern ist. Transparente Sprüh-Formulierungen sind ideal, wenn man ein Produkt sucht, das besonders tagsüber dem Teint einen Hauch von Bräune verleiht.
Die Mousse-and-Mitt-Methode
Wer beispielsweise am Körper genau sehen will, wo er bereits „Farbe“ aufgetragen hat, für den ist die klassische Mousse-and-Mitt-Methode die beste Option. Die schaumartige Bräunungscreme wird mit einem Applikator-Handschuh verteilt und nach der individuellen Einwirkzeit abgewaschen: Nach einer Stunde stellt sich ein leichter Glow ein, nach zwei bis drei Stunden ist die Bräunung deutlich zu sehen. Der mitgelieferte Handschuh erleichtert nicht nur das Auftragen, er verhindert fleckige Ergebnisse und vor allem die häßlichen Bräunungsflecken an den Händen.
Einige Hersteller empfehlen für gebräunte Haut ein Mousse, das über Nacht aufgetragen wird. Bett- und Schlafwäsche sollen sich dabei nicht verfärben. Doch um auf Nummer sicher zu gehen oder wer stark schwitzt, dem würde ich doch ein altes Laken und schwarze Nachtwäsche empfehlen. Auch nach einer Bräunungsdusche, die ich einmal ausprobiert habe, war meine weiße Unterwäsche verfärbt. Zum Glück geht beim Waschen alles wieder heraus.
Praktisch gerade fürs Gesicht, weil man den Bräunungsgrad gut steuern kann, sind Tan Drops. Diese Tropfen für gebräunte Haut werden einfach unter die Tagespflege gemischt. Noch subtiler ist der Effekt bei sogenannten Gradual Tannern fürs Gesicht oder den Körper. Sie enthalten nur einen geringen Anteil des Bräunungswirkstoffs DHA, dafür mehr Pflegestoffe. Durch regelmäßiges Auftragen lässt sich der Effekt verstärken.
Zucker als Braunmacher
Der bräunende Wirkstoff ist übrigens in allen Produkten gleich, nämlich eine Zuckerart wie Dihydroxyaceton (kurz DHA) und Erythrulose. Sie reagiert mit den Eiweißbaustoffen der verhornten Zellen auf der Hautoberfläche und bildet braune Pigmente, die Melanoide genannt werden. Nicht zu verwechseln mit dem Melanin, das in tieferen Schichten der Haut entsteht. Die beiden sind nicht identisch, deshalb sieht eine künstlich gebräunte Haut oft auch nicht ganz so natürlich aus wie ein echter Sommerteint.
Selbstbräuner besitzen auch keine Lichtschutzfunktion. Wer sich ohne UV-Schutz in die Sonne legt, riskiert einen Sonnenbrand. Je nachdem, wie viel DHA oder Erythrulose enthalten ist in einem Produkt, tritt der Bräunungseffekt nach ein bis sechs Stunden ein. Grundsätzlich bräunt Erythrulose langsamer, dafür dezenter und länger anhaltend als DHA. Gewußt? Bei etwa zehn Prozent der Bevölkerung wirkt DHA überhaupt nicht und die erhoffte Bräune bleibt aus.
Selbstbräuner richtig lagern
Dihydroxyaceton gilt als potenziell kritischer Inhaltsstoff, sobald er starker Wärmeeinwirkung ausgesetzt ist. Dann zerfällt er, und dabei entsteht Formaldehyd. Diese farblose Substanz gilt als krebserregend, wird aber auch auf natürliche Weise über den Stoffwechsel von Menschen und Säugetieren gebildet. Dass es zu keiner Formaldehyd-Bildung kommt, das kann man über die Lagerung des Produkts beeinflussen.
Deshalb gilt: Selbstbräuner nie extremer Wärme oder direkter Sonneneinstrahlung aussetzen. Schon im Badezimmerschrank kann es ihm zu warm werden. Besser aufgehoben ist er an einem kühlen und dunklen Ort. Sogar das Gemüsefach des Kühlschranks oder die Kühlschranktür eignen sich zur Lagerung. Geöffnete Bräuner nach drei Monaten entsorgen, spätestens mit Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums. Ob sich Formaldehyd im Produkt gebildet hat, kann man als Verbraucher leider nicht feststellen. Also: Im Zweifelsfall lieber entsorgen.
Erstmal peelen
Grundvoraussetzung für eine schön gebräunte Haut ist, dass man sie vorher gründlich gepeelt hat. Dann hält die Bräune durchschnittlich sieben bis zehn Tage. Ab dem fünften Tag beginnt sie allmählich zu verblassen und sieht weniger ebenmäßig aus. Zeigen sich Flecken, ist es an der Zeit für ein erneutes Peeling, um die Farb-Reste gründlich zu entfernen und eine neue Bräunungsaktion zu starten. Aber es gibt auch ein paar Tipps, die die Bräune verlängern.
Der Wichtigste: Nicht baden, sondern lieber kurz und lauwarm duschen, denn die Kombination aus hoher Temperatur und Wasser lässt die Bräune vorzeitig abblättern. Nach dem Duschen die Haut mit einem Handtuch trocken tupfen, anstatt zu rubbeln. Anschließend mit Feuchtigkeit eincremen. Das lässt die gebräunte Haut nicht nur schön genährt aussehen, sondern verhindert auch Trockenheit und damit ein Abblättern der Bräune. Ungünstig sind ölbasierten Pflegecremes, weil sie das Bräunungsmolekül DHA schneller abbauen. Wenn die gebräunte Haut noch nicht zu fleckig ist, kann man die Tönung ruhig mit einer zweiten Fake Tan-Schicht aufpeppen.
Glitzer statt Bräuner
Wer in der Vorbereitung scheitert, der wird im Ergebnis scheitern. Wie gesagt, das beste Bräunungsprodukt hilft nichts, wenn man vorher die Haut nicht millimeterweise gründlichst exfoliert hat. Alle toten Hornzellen müssen runter, ebenso Spuren von Parfum oder Deo, weil sie die Bräune verfärben können. Auf Knie, Ellbogen und Fußgelenke vor dem Bräuner eine dünne Schicht Feuchtigkeitscreme auftragen. Denn diese Stellen nehmen gerne zu viel von dem Färbewirkstoff auf und werden dann dunkler als der Rest.
Noch ein Tipp zum Schluß: Wer am liebsten kein DHA an seine Haut lassen möchte, kann ein Body Oil mit Glitzerpigmenten benutzen. Diese winzigen Partikel reflektieren das Sonnenlicht und lassen die Hautoberfläche ebenmäßig erscheinen. Außerdem spart man sich damit Zeit und Aufwand. Öle eignen sich besonders gut bei sehr trockener Haut, da sie pflegen und im Gegensatz zu Selbstbräunern keine Flecken produzieren.
CultureAndCream-Autorin aus München
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.