Trockenshampoo statt Haarewaschen?
Gegen Bad Hair Days gibt es nichts Besseres als Trockenshampoo. Keine Diskussion. Der weiße Puder schenkt den Haaren Grip und Volumen und bringt platte Ansätze sofort wieder zum Stehen. Allerdings hört man immer wieder, Dry Shampoo würde der Kopfhaut schaden und Allergien auslösen. Bloße Spaßverderber oder ist wirklich es dran an den Gerüchten?
Trockenshampoos sind für mich unverzichtbar. Kein anderes Beauty-Produkt ist so praktisch und zeitsparend. Es ersetzt zumindest eine Haarwäsche, saugt wie ein Löschblatt überschüssiges Fett von der Kopfhaut. Die Haare sehen im Handumdrehen wieder frisch aus, die Frisur hat Halt und Volumen. Was will man mehr! Das gleicht kein noch so perfekt geschminktes Make-up aus, wenn die Haare platt und mit fettigen Ansätzen am Kopf kleben. Als Alternative geht dann nur noch Joe Cockers Tipp: leave your hat on!
Trockenshampoo: Was ist drin?
Die typischen Inhaltsstoffe der Sprüh- oder Schütt-Puder sind Silikate (Salze) und Stärke-Mischungen, die oft aus Reis oder Mais gewonnen werden. Sie nehmen den überschüssigen Talg von der Kopfhaut und den fettigen Ansätzen und schließen ihn ein. Das ist der Grund, warum die Haare sofort wie gewaschen aussehen. An diesen Inhaltsstoffen ist nichts problematisch. Hinzu kommen können Duftstoffe, Alkohol, Treibgase, Filmbildner, Talkum und Konservierungsmittel. Wer sehr empfindlich ist und eine extrem trockene Kopfhaut hat, sollte sein Trockenshampoo mit Hilfe einer Produkte-Check-App (z.B. Codecheck) überprüfen. Die gibt genaue Auskunft, welche Stoffe er besser meiden sollte.
Aber kann ein Trockenshampoo tatsächlich Haarbruch, Juckreiz, Schuppen oder gar Haarausfall verursachen, wie man immer wieder mal liest? Dazu sagt L’Oreal-Ambassador und Haar-Profi Manfred Kraft: „Trockenshampoo schadet nicht, wenn man es maximal zweimal pro Woche bis zur nächsten Wäsche anwendet.“ Nur wer es öfter oder gar täglich benutzt und die Veranlagung dazu hat, trocknet seine Kopfhaut damit zu stark aus. „Zudem könnten die Talgdrüsen angeregt werden, vermehrt Talg zu produzieren“, so der Experte.
Trockenshampoo ist kein Reinigungsprodukt
Eines muss man allerdings klarstellen: Trocken-Puder sind kein Ersatz für ein Styling-Produkt und noch weniger für eine echte Haarwäsche. Frauen, die dem Trockenshampoo ihre irritierte Kopfhaut und ausgetrocknete Haare bis hin zum Haarbruch anlasten, haben meist ganz auf die reinigende Wäsche verzichtet mit der Begründung, dass häufiges Haarewaschen ja schädlich für das Haar sei. Aber Trockenshampoo ist nun mal kein Reinigungsprodukt, auch wenn der Name auf eine falsche Fährte führen könnte.
Trockenshampoo absorbiert lediglich das Fett und beseitigt das strähnige Aussehen der Haare. Es entfernt weder Öl noch Schmutzreste von der Kopfhaut, wie das ein Scrub plus Shampoo und Wasser erfüllen. Lagert sich zu viel der Puder-Substanz um die Haarfollikel an und verbleibt dort für längere Zeit, nennt man das Build up. Das bedeutet eine Schwächung der Haarwurzel. Entzündungen auf der Kopfhaut können die Folge sein wie eine Seborrhoische Dermatitis, die ähnlich wie Akne aussieht und sich in Jucken, Rötungen, Schuppen und Empfindlichkeit äußert.
Die Kopfhaut pampern
Anabel Kingsley, Trichologin der beiden „Philip Kingsley“-Haarkliniken in London und New York, empfiehlt allen Tockenshampoo-Verwenderinnen. “Wenn man seine Haare dann ein- oder zweimal pro Woche wäscht, sollte man doppelt shampoonieren und danach einen Conditioner benutzen.“ Wer seltener wäscht, dem rät sie täglich zu einem antimikrobiellen Kopfhaut-Tonikum und regelmäßig ein Scrub zu machen, um die Kopfhaut gesund zu erhalten.
Sollten tatsächlich Haare ausfallen, steckt eine geschädigte Wurzel dahinter. Das ist in den meisten Fällen auf eine bakterielle Infektion oder einen Pilz zurückzuführen. Das Haar ist dann nicht mehr fest im Follikel verankert. Trockenshampoo kann so etwas jedoch nicht hervorrufen, wenn man es nicht exzessiv benutzt und seine Haare regelmäßig wäscht.
Gezielt sprühen
Wie bei vielen Anwendungen in Medizin und Beauty gilt auch beim Dry Shampoo die Regel: Die Dosis macht das Gift! Es kommt auf die richtige Anwendung kommt es an. Das heißt, man sollte mit einem Abstand von circa 20 Zentimeter das Produkt ins Haar und nicht auf die Kopfhaut sprühen. Schwieriger ist die Dosierung mit Schüttpuder. Auch ihn nur gezielt dort anwenden, wo sich fettige Ansätze zeigen – das ist in der Regel an den Schläfen und am höchsten Punkt des Oberkopfes. Mit den Fingern durchgehen, um eine eventuelle Puder-Überdosis von den Haarwurzeln in Richtung der öligen Zonen zu verteilen.
Wem handelsübliche Produkte trotzdem zu viel Chemie enthalten, der muss auf eine DIY Version ausweichen. Maisstärke oder Weizenmehl wird auf vielen Blogs empfohlen. Stimmt zwar, dass beide Talg und Fett absorbieren. Aber schon die Vorstellung dieser Kochzutaten auf dem Kopf finde ich persönlich eher unangenehm, eine gleichmäßige Verteilung in den Haaren eher schwierig. Weiter heißt es: Um den Grauschleier zu vermeiden, soll man für dunkle Haare besser Heilerde verwenden oder etwas Kakao-Pulver unters Mehl mischen. Na ja, wer’s mag…
Einzige Alternative für mich, wenn ich einfach mal kein Trockenshampoo aus der Drogerie zur Hand habe, ist Babypuder oder ein Talkum-Körperpuder. Mein Favorit ist der italienische „Borotalco“ von Roberts in der kleinen grünen Schüttdose, weil er so gut riecht. Doch auch das ist eher eine Notlösung, weil die Handhabung nicht so einfach ist wie beim Spray. Deshalb: Ich sprühe lieber und wasche regelmäßig meine Haare!
CultureAndCream-Autorin aus München
Beruflich als Beauty-Journalistin zu reisen, war mir nicht genug. Sechs Monate Weltreise haben auch nicht gereicht. Immer wieder zieht es mich in andere Städte, fremde Länder, zu Roadtrips und an Locations, die man kennenlernen sollte. Mich interessieren nicht nur „culture“ und „cream“, sondern auch Menschen, die Geschichten zu erzählen haben. Auf solche Reisen möchte ich euch mitnehmen.