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Weihnachten: O du fröhliche(r Frust)!

Weihnachten gilt als das Fest der Liebe. Aber in manchen Familien verlaufen die Feiertage alles andere als harmonisch. Woher das kommt und wie man das Fest trotzdem noch retten kann.

Die Geschichte von der Geburt Jesus im Stall von Bethlehem ist einer der bekanntesten Texte der Bibel. An dieses Ereignis soll uns Weihnachten erinnern. Besinnlichkeit, Friede, Harmonie lautet das Credo. Doch die Realität sieht oft anders aus, weil die Erwartungen allgemein viel zu hoch sind. Das artet dann in Stress aus. Der Baum muss geschmückt werden, Geschenke gekauft, Dekoration und Menü wollen geplant werden. Und dann die Frage, wen lädt man ein. Muss auch die Schwiegermutter auf die Liste, obwohl man schon im Vorfeld weiß, dass sie bestimmt wieder Unfrieden stiftet? Aber es ist schließlich Weihnachten und wir haben die besten Absichten, es friedlich zu gestalten.

Im Weihnachtsstress

„Frauen sind in der Regel stärker belastet als Männer“, bestätigt Prof. Mazda Adli, Chefarzt der Fliedner-Klinik Berlin und Stressforscher an der Charité. „Sie sind meist die Pflichterfüller in der Weihnachtszeit. Auch in unserer emanzipierten Welt werden Plätzchen mehr von Frauen als von Männern gebacken. Geschenke werden häufiger von Frauen verpackt, weil alle denken, sie könnten es besser. Aber für beide gilt, dass sie mit Erwartungen konfrontiert werden, die sie nicht gewohnt sind, zu erfüllen.“

Die Ursache dafür, dass so viele das stressige Spiel um Weihnachten mitmachen, obwohl sie sich dabei unwohl fühlen, ist in einer Art Gruppenzwang zu suchen. Dass die ganze Familie an Weihnachten zusammenkommt, sind lange praktizierte Rituale. Dabei sollte die Gruppe von Konsens geprägt sein, wo Konflikte nichts zu suchen haben. Auch in Fernsehen, Kino und der Werbung wird uns dieses Bild von der – vermeintlichen – Harmonie vor Augen geführt. Das will man unbedingt für sich und die Familie auch erreichen.

Doch die Idee von der besinnlichen Zeit kann ein enormer Stressfaktor sein. Nicht nur, dass man mehr Zeit zu Hause und mit der Familie verbringt. Stress entsteht auch daraus, dass man Verwandte besuchen muss. Man möchte es eigentlich nicht, versteht es aber als seine Pflicht, weil man schließlich die Erwartung erfüllen möchte, dass gerade an Weihnachten alle besonders nett zueinander sind.

Erleiden statt erleben

„Es ist schade, dass wir den Fokus oft nur noch auf das Erledigen von Dingen in diesen Tagen richten und nicht auf das Erleben. Wir ‚erleiden‘ Weihnachten vielmehr, als dass wir es als besinnliche Zeit wahrnehmen und genießen“, sagt Dr. Markos Maragkos, Psychotherapeut an der LMU München.

Die Weihnachtszeit birgt außerdem ein hohes Konfliktpotential, weil dort eben häufig Menschen aufeinandertreffen, die mit dem anderen noch ein „Hühnchen zu rupfen“ haben. Etwas, das unerledigt blieb, obwohl das ganze Jahr über Zeit gewesen wäre für eine Aussprache. Das Ungeklärte wird dann unter den Tannenbaum mitgenommen in eine Situation, die Nähe von uns verlangt, doch stattdessen gibt es Streit.

Falschen Erwartungen vorbeugen

Aber wie kann man solchen Ärger vermeiden? Dazu muss man sich erst einmal über seine eigenen Bedürfnisse im Klaren sein. Wie hätte ich es gerne an Weihnachten? Welchen Aufwand möchte ich betreiben in Puncto Geschenke, Essen etc. Und dann sollte man mit den Menschen mit denen man die Feiertage verbringen wird, darüber sprechen und das Fest gemeinsam planen. Wie soll es ablaufen? Sollte der Personenkreis vielleicht etwas kleiner gehalten sein als im vergangenen Jahr? Fehlt dieser Mangel an Kommunikation können viel leichter Erwartungen und Realität weit auseinanderdriften.

Ist es bereits zum Streit unterm Weihnachtsbaum gekommen, hilft es nur noch, ein klares Stoppsignal zu geben und der Gruppe klarmachen, dass der Konflikt an dieser Stelle nicht bereinigt werden kann und dafür eine andere Möglichkeit gesucht werden muss. Als Unterbrechung eignet sich immer gut ein Spaziergang, den man in der ganzen Gruppe oder in einzelnen Grüppchen unternimmt. Ist die Situation bereits so weit eskaliert, dass es nicht anders geht, muss man sich vorzeitig rausziehen, um dem Rest der Truppe nicht den Spaß zu verderben

Auch Kinder haben Stress

Nicht vergessen sollte man, dass sich Familienstress zu Weihnachten auch auf die Kinder überträgt, weil die Eltern sich anders verhalten als gewöhnlich. Das macht Kinder unsicher, die dann überreizt aufdrehen, während andere eher ängstlich reagieren. Was dagegen hilft ist gemeinsam Weihnachtslieder zu singen oder Weihnachtsgeschichten zu lesen. Ein Spaziergang an der frischen Luft entspannt auch die Kinder. Dagegen funktioniert es nicht, Harmonie erzwingen zu wollen. Man kann sie nicht herbei kommandieren. Viel leichter erzeugt man gute Stimmung durch Humor und Geselligkeit, in dem man andere zum Lachen bringt und alle Problemlösungen auf eine Zeit nach Weihnachten vertagt.

photos(2)@shutterstock

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